Die Jungs und ihre Kreisläufe ächzen unter der nachmittäglichen Affenhitze. Ich fühle mich topfit. Ja, die Errungenschaft des Alters. Die Wissenschaft; gehobene Trivialität: Zu bestimmten Zeiten ist Raum zu expeditieren, der sich durch dunkle Färbung von seiner Umgebung differenziert und dadurch einen uv-freundlichen Beobachter bildet. Ich sitze also selbstgefällig in meiner Elaboration und kühle mir die Nüsse, als mich ein Überfall pubertierender Schweißdrüsler in den harten BL-Alltag zurückwirft. Saaandwich! Der Ruf schallt über den Platz und der erste Junge hopst mutig auf mich drauf. Andere folgen. Eis! Der Eisman! hätte kaum mehr Resonanz gebracht. Fast ein Dutzend Jungs. Alle auf mir drauf. Die letzten werden die dicksten sein die Brummer brauchen eben etwas länger ins Zielgebiet. Und wohl wissend ihrer strategischen Bedeutung, kosten sie dies durch übertriebenes und heimzählerisches Zerquetschen aus. Der törichte Junge, der den Überfall auf mich und damit auch die Brummer ins Rollen brachte, der jetzt genau auf mir liegt, winselt bereits um Gnade. Ein anderer lacht hysterisch. Die Brummer intonieren jede ihrer Zerquetschungen mit Quetsch-Sound. Hallo, liebe Sommerzeit. Du findest das wohl lustig, wa?
Hat dir das nicht wehgetan? Stefan kann Fragen stellen. Ich bin der letzte Abenteurer dieser Erde. Ich habe ein Warzwiesel mit bloßen Händen erwürgt, eine Gabel zum Löffeln genommen und einem schottischen Bären die Steuer gemacht. Ich bin hart. Verdammt hart. Komm, sag schon. Das hat wehgetan. Klar. Was denkst du denn? Er lacht. Es ist eines dieser Zwölf von uns und du bist platt Lachen. Abstruse Tierfilme kommen mir in den Sinn: Wie Sie sehen, läuft der Löwe ungeniert auf die Gazelle zu, schlägt sie mit einem rechten Gewalthaken nieder und wirft sie auf den Instant-Grill. Was für uns aussieht, wie ein lustiges Spiel, ist in WAHRHEIT bitterer Ernst.
Es ist ganz nett. An unbefriedigten Tagen, in meinem kühlen toten Zimmer, am Computer, Zahlen- und Zeichenkolonnen in ein logisches Muster bringend; da hätte mich ein Sandwich mit Jungs in tiefste Demut und Andacht befördert. Das hat es auch. Und für einen Moment war ich der glückliche Mensch. Aber, als die Euphorie verflogen, das Türchen geöffnet und das Geschenk ausgepackt war, da wurde ich der mehr-wollende Mensch. Und so verließ ich den goldenen Turm. Ich lernte, wie man gediegen abhängt, was ein dreifacher Hattrick ist und daß Bäume indirekt von Treppenhäusern abstammen. Ich verliebte mich in Klaus. Ein Jahr dominierte er mein Leben. Zügel hatte ich nicht eingepackt. Es wurde eine Freundschaft, ein brüderliches Liebgehabe auf kreuzbravem Niveau. Mir reichte das nicht. Ich wurde der mehr-wollende Mensch.
An jenem sonnenverwöhnten Tag, zwei Wochen links von mir, während eines gehörigen Fußballspiels, sprengte sich ein Neuankömmling in mein Vorstellungsvermögen. Der erste Blick und ich denke, ein Engel ist’s, wohl um mir mitzuteilen: Herzlichen Glückwunsch. Sie haben einen Herzinfarkt. Das war es aber nicht, denn selbiges klopfte mir unüberhörbar bis zum Hals. Mein Körper hat’s längst erkannt und mir sein hausgemachtes Drogenarsenal ins Blut gekippt. Das umschwappt jetzt mein weich gekochtes Hirn. Und über allem thront der Junge. Genauer: er sitzt auf einem alten Rennrad.
Fortsetzung folgt?
