Hallo DrA

Geschrieben von never surrender am 20. Mai 2020

Antwort auf Re: Hallo Philippo geschrieben von DrA am 19. Mai 2020

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Schön, von dir zu lesen.

Auf deine Frage eine Antwort zu finden ist nicht leicht. Die Situation gab es noch nicht, dass ein Junge diese Frage stellte.
Bei dem 15jährigen mit der Radtour war im letzten Sommer der richtige Zeitpunkt noch nicht da, um ihm die Wahrheit zu sagen. Inzwischen sieht das anders aus.
Bei den meisten meiner Jungs ist es eine Beziehung auf freundschaftlicher Ebene. Auch etwas schönes und erfüllendes.

Dein Liebling erfuhr die Wahrheit von dir, weil der richtige Zeitpunkt gekommen war...für ihn. Er stellte dir diese Frage.
Und würde ein Junge mich fragen, ob ich Boylover, pädophil, ephebophil (oder wie auch immer er es nennen würde) bin, dann würde ich ihm auch die Wahrheit sagen.


So einen Liebling wie du hatte ich auch mal. Er wohnte etwas ausserhalb, trainierte Ju Jutsu im Verein und besuchte uns 1 Jahr lang um an Wochenendlehrgängen teilzunehmen. 14 war er damals. Schon bei seinem ersten Besuch wurden wir Freunde. Wir schrieben regelmässig auf FB und alle 4 - 6 Wochen der persönliche Kontakt auf den Lehrgängen. Als er dann aufgrund seiner zahlreichen Hobbys und Aktivitäten nicht mehr kam, besuchte ich ihn. Erst zum Training in seinem Verein, später dann auch zum privaten Training. Dieses fand meist sonntags statt, in der Halle wo auch sein reguläres Training und der Schulsport abgehalten wurde. Es war also alles vorhanden: Ausrüstung, Matten, Umkleide, Gemeinschaftsduschen. Duschen nach jedem Training war natürlich Pflicht. Für ihn das normalste auf der Welt und für mich immer ein Anblick den ich sehr genossen habe. War schon ein verdammt süsser Junge. Wir trafen uns auch zu Unternehmungen und zum baden, manchmal auch mit anderen seines Vereins; meist aber nur wir beide.
Eine schöne Tradition war auch der Besuch einer netten, kleinen Bar nach jedem Training.

Das Ganze lief auch etwa 1 Jahr. Dann zog er sich etwas zurück. Ich hatte auch bei einem unserer letzten Treffen erlebt, wie er sich mit einem Erwachsenen seines Vereins unterhielt und ziemlich übel über Homosexuelle herzog. Also beschloss ich bei unserem nächsten Treffen, ihm zu sagen dass ich schwul bin. Er reagierte sehr geschockt, fast panisch. Hatte schon vermutet, dass ich "anders" bin. Nun trat also der für ihn schlimmste Fall ein: Sein erwachsener Freund ist einer "dieser Homos". Mein Coming Out war für ihn kein Zeichen von Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sondern die Hoffnung auf mehr als Freundschaft. An dem Abend war kein klärendes Gespräch mehr möglich, er wollte Abstand.

Es folgten mehrere Gespräche auf FB um die Situation zu klären. Er hatte sich wieder beruhigt, inzwischen eingesehen dass er während der vergangenen 2 Jahre nix von mir zu befürchten hatte und auch jetzt nicht damit rechnen müsste, dass ich bei der nächstbesten Gelegenheit über ihn herfalle.
Die Abneigung gegen Homosexuelle blieb aber. Unsicherheit, Homophobie? Kein Plan, ist halt so.
Treffen wären auch weiterhin möglich aber nur noch in der Gruppe. Vorläufig, bis sein Sicherheitsgefühl wieder hergestellt ist. Das war seine Bedingung.
Wir trafen uns noch 2, 3 mal als Gruppe. Dann kam meine Knieverletzung und mit der OP und allem drumherum war ich erstmal einige Monate ausser Gefecht.
Er selbst hatte später immer weniger Zeit. Hobbys, Nebenjob am Wochenende, Führerschein, der Wechsel auf eine weiterführende Schule usw.
Der persönliche Kontakt riss ab, wir schrieben noch ab und zu auf FB; Glückwünsche zum Geburtstag, Weihnachten. Und ich informierte ihn regelmässig über bevorstehende Lehrgänge bei uns.

Vor 3 Monaten sah ich ihn wieder, mehr als 3 Jahre nach unserem letzten Treffen. Er hatte es geschafft, am Lehrgang teilzunehmen. Hatte bisher keine Zeit dafür doch diesmal war es dann soweit.
Die meisten Teilnehmer waren schon da, als er ankam. Recht viele für unsere Verhältnisse, einige kannte er noch von früher. Doch der erste, den er begrüsste war ich. Unser Verhältnis war auch nach meinem Coming Out immer freundschaftlich.
20 ist er inzwischen, immer noch der aufgeschlossene, liebenswerte Junge von damals.

Auch wenn das Coming Out als schwul nach hinten losging; ein Coming Out als Boylover wäre noch schlimmer verlaufen für ihn. Und trotz des reduzierten Kontakts danach übers Internet scheint er mich immer noch zu mögen. Also muss ich ja irgendwas bei diesem Jungen richtig gemacht haben.



Das war die Geschichte über meinen "Liebling".
Ob es mir lieber wäre, die Jungs wüssten bescheid über meine wahren Gefühle? Klar wäre es das. Aber so einfach ist das oft nicht.

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