Du bist halt auch tatsächlich jemand, der sich Problemlagen im Zweifelsfall auf einer möglichst rationalen Ebene annähert, und ein Leser ( vor allem wenn er nicht selbst BL ist) der sich mit deinen Texten beschäftigt, wird sich daher m.E. immer zwei Fragen stellen:
1.) Kann ich das ( intellektuell und emotional) nachvollziehen?
2.) Und/aber: +glaube+ ich es auch?
Ich versuche eigentlich beides, emotional und rational. Die rational angelegten Posts sind aber sicherlich in der Überzahl.
Leider sind meine Beiträge auch fast immer zu lang. Ich würde gerne das, was mir wichtig ist, mit weniger Worten ausdrücken können.
Wegen dem "glaube ich es auch?" steht für mich Authentizität an erster Stelle. Ich versuche so ehrlich zu sein, wie ich es vermag. Wer (notgedrungen) pseudonym schreibt kann seine Glaubwürdigkeit nur durch Authentizität wahren. Die kann man auch nicht spielen oder vortäuschen.
Aber das "glaube ich es auch?" ist ja vielschichtig. Einerseits betrifft es die Frage, ob ich den anderen für echt und authentisch halte, andererseits die grundlegende Kompatibilität mit meinem Weltverständnis. An diesem Punkt scheitert der Glaube dann in vielen Fällen.
"Mein" Sex-Anbahnungsmodell stieß hier ja auf allgemeines Wohlwollen, aber es hat durchaus auch sehr reale Konsequenzen für die (nachträgliche) Bewertung von Erlebnissen aus dem Pädo-Umfeld.
Wenn das denn alles so spielerisch ablaufen "soll", gibt es eine förmlich zwangsläufige logische Konsequenz: dieser Prozess ist weit offen für alle Arten von +echten+ Missverständnissen.
Und dass in einer konkreten Situation der eine übelst geil ist dabei, und der andere vielleicht nur kuscheln mag - das "kompetent" zu beurteilen, erscheint mir objektiv schwer.
Dass der Junge dann später sagen mag: "Hier hast Du meine Grenzen überschritten." erwarte ich daher eher häufiger als in Beziehungen zwischen Erwachsenen - ist ja auch einfach bisschen schwerer.
Mein Versuch das konstruktiv aufzugreifen wäre: Wenn Du mit nem Jungen eine Freundschaft/Liebe führen willst, rechne damit, dass ihr Situationen unterschiedlich erleben werdet. Rechne vielleicht auch mit unerwarteten Vorwürfen zu irgendeinem Zeitpunkt. Aber dann sei auch da und renne nicht weg. Aber dass es sowas gibt, heißt auch nicht dass Du ein "böser Pädo" bist.
Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen kann es immer Missverständnisse geben. Wenn man feststellt, dass man etwas getan hat, das nicht gewollt war oder nicht so gewollt war, wie man es verstanden hat, kann man sich nur entschuldigen und sich bemühen es wieder gut zu machen. Eine Handlung kann man zwar nicht mehr zurücknehmen, aber ich glaube, dass für den anderen immer auch sehr wichtig ist, welche Absicht hinter einer Handlung stand. Also kann man schon sehr vieles wieder gerade rücken, wenn man sich ehrlich darum bemüht.
Jeder Mensch macht Fehler und das bedeutet, dass eine gewisse Fehlertoleranz zum Leben und zum sozialen Miteinander dazugehört.
Aus meiner Sicht liegt die Antwort auf die Sorgen, etwas falsch zu machen oder falsch zu verstehen vor allem im Konzept des hinreichend guten Freundes. Das ist jemand, der für den jungen Menschen, den er liebt, einfach sein bestes gibt und dadurch trotz all seiner Mängel und Fehler gut genug ist.
Und dass in einer konkreten Situation der eine übelst geil ist dabei, und der andere vielleicht nur kuscheln mag - das "kompetent" zu beurteilen, erscheint mir objektiv schwer.
So richtig notgeil bzw. vor Geilheit blind war ich bisher noch nie. Das liegt vielleicht auch nur an meiner mangelnden Erfahrung. Trotzdem ängstigt mich eine mögliche Blindheit aufgrund von Geilheit weniger als eine mögliche Blindheit vor Liebe.
Ich kann nicht mit Gewißheit sagen, wie gut ich der Wirklichkeit reagieren würde. Meine Angst etwas falsch oder nicht gut genug zu machen ist groß. Ich weiß aber zumindest von mir, dass ich ganz allgemein nicht dazu neige, Menschen rücksichtslos zu behandeln.