Filmtipp am Wochenende

Herr Bachmann und seine Klasse

Ein außergewöhnlicher Dokumentarfilm, und das nicht nur wegen seiner Länge von 3 ½ Stunden.

Porträtiert wird eine 6. Klasse (12 – 14 Jahre alte Schüler), bestehend aus 19 Jungen und Mädchen aus 15 verschiedenen Ländern. Man sieht zwar keine nackten Oberkörper, aber dafür Jugendliche, deren Charakter sich im Verlauf des Films doch recht weitgehend offenbart, und es handelt sich eben nicht um Schauspieler, sondern alltägliche Personen, wie man sie überall treffen kann.

Das ist zum einen das Verdienst der Regisseurin, die für die Herstellung des 2021 preisgekrönten Films 3 Jahre benötigte, zum anderen und vor allem des Klassenlehrers, Herrn Bachmann, einer Ausnahmeerscheinung. Kopieren kann man ihn nicht.

Der an einer Gesamtschule in Hessen unterrichtende Lehrer missachtet aus guten Gründen (sonst wäre so eine Klassenicht zu führen) alle Regeln sog. professioneller Distanz im pädagogischen Verhältnis und kommt so an die Mädchen und Jungen wirklich ran, übrigens psychisch wie körperlich, er bringt aber auch seine Person ungeschützt ins Spiel. Es ist schon eindrucksvoll, wenn dann schließlich ein 13jähriges Migrantengroßmaul in die Klasse ruft: Ich habe meine Klasse lieb! oder zu seinem Lehrer sagt: Herr Bachmann, ich hab dich lieb!

Der Film bekommt von mir 5 Sterne von 5 möglichen, und natürlich würde mich interessieren, was ihr dazu zu sagen wisst. Näher und ungefilterter jedenfalls kommt ihr medial an diese Altersgruppe nicht heran.

Man kann den Film als DVD kaufen oder streamen.

Padjek