Immer wieder hört man, dass Social Media die Demokratie gefährde: Wir – und vor allem andere – würden tagtäglich mit polarisierenden und falschen Inhalten überflutet; Donald Trump habe dank russischer Propaganda in den sozialen Medien die Präsidentschaftswahl 2016 gewonnen; zudem seien wir in digitalen Echokammern gefangen, die permanent unsere Sichtweisen bestätigen und verstärken. Und es gibt etliche Geschichten darüber, wie Menschen auf Youtube durch immer extremere Video-Empfehlungen in Radikalisierungsspiralen hineingezogen werden. So spalte sich die Gesellschaft zunehmend; immer mehr Menschen wählten deshalb extreme Parteien.
Die ernst zu nehmende Sorge, dass soziale Medien im großen Stil unsere Einstellungen manipulieren, steht allerdings im starken Kontrast zu den Erfahrungen, die man im Alltag macht: Wenn man versucht, eine Person von etwas zu überzeugen, das stark von ihrer Vorstellung abweicht, gelingt das in der Regel nicht. In Diskussionen rund um Politik, Covid, Klimawandel und Co. kann leicht das Gefühl aufkommen, gegen eine Wand zu reden. Jeder glaubt, Recht zu haben, keiner will dem anderen geduldig zuhören. Nur selten ändert man durch ein Gespräch seine Meinung.
Es gibt eine gute, wissenschaftlich belegte Erklärung für diesen scheinbaren Starrsinn: Menschen sammeln ein Leben lang Erfahrungen und Wissen, die sich zu einem Weltbild zusammensetzen. Gegensätzliche Argumente in einzelnen Gesprächen oder Zeitungsartikeln wiegen im Vergleich wenig. Es wäre ja auch ziemlich töricht, einfach etwas zu glauben, was nicht zum restlichen Verständnis der Welt passt.
Wenn Menschen ihre Meinung nicht so leicht ändern, wie können soziale Medien dann die Einstellung ganzer Gesellschaftsgruppen manipulieren? Und warum halten Experten und Expertinnen beim Weltwirtschaftsforum des Jahres 2024 Desinformation für die größte globale Gefahr der nächsten zwei Jahre? Das scheint nicht zusammenzupassen.
Fehlinformation ist selten
Die öffentliche, mediale und politische Meinung zu Social Media unterscheidet sich stark von dem, was wissenschaftliche Studien nahelegen. Zum Beispiel besagt ein Mythos, dass Fehlinformationen weit verbreitet sind. Doch wie eine Übersicht vom Juni 2024 über viele verschiedene Studien zeigt, macht Fehlinformation je nach Plattform, Land und Jahr zwischen 0,1 und 6,7 Prozent des Nachrichtenkonsums aus. Hinzu kommt, dass nur wenige Menschen überhaupt Nachrichten lesen. Auf Facebook in den USA etwa machen politische News laut einer 2023 erschienenen Studie nur drei Prozent aller geteilten Posts aus – und lediglich ein winziger Bruchteil davon enthält Falschinformationen.
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Mythos Fehlinformation
Geschrieben von ecci am 03. September 2024Dieser Beitrag ist archiviert. Keine neuen Antworten möglich.
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- Re: Mythos Fehlinformation...??? - M´Noel am 08. September 2024 - (6 / 0 / 1)
- Re: Mythos Fehlinformation meint - ecci am 09. September 2024 - (9 / 0 / 0)